Kieferorthopädie
Jeder Mensch wünscht sich schöne, gerade, in einem wohlgeformten Bogen stehende Zähne.
Sind die Zähne selber geschädigt, kann der „normale“ Zahnarzt helfen. Mittels Füllungen, Kronen. Brücken, Implantaten oder herausnehmbaren Zahnersatz können diese Probleme gelöst werden.
Was aber kann oder sollte geschehen, wenn die Zähne nicht gerade oder korrekt im Bogen stehen? Was, wenn Ober- und Unterkiefer nicht zueinander passen? Dann kommt die Kieferorthopädie ins Spiel. Der Kieferorthopäde behandelt Zahnfehlstellungen oder nicht normgerechte Entwicklungen vor allem im kindlich-jugendlichen Gebiss. Zunehmend suchen aber auch Erwachsene Hilfe bei Fehlstellungen, die von ihnen oder auch von ihrem Zahnarzt als behandlungsbedürftig angesehen werden.
Welche Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung? Was sind die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren? Wann wendet man welche an?
Im Folgenden sollen die gängigsten Behandlungsmethoden vorgestellt und bewertet werden.
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1. Behandlung mittels herausnehmbarer Geräte (volkstümlich Spange genannt)
Sie ist die älteste Methode. Sie wird vor allem in der Frühbehandlung (6. bis 12. Lebensjahr) und kurz vor dem kompletten Durchbruch der bleibenden Zähne eingesetzt. Zuerst wird eine Abformung des Kiefers vorgenommen. Im zahnärztlichen Labor fertigt der Zahntechniker dann nach den Vorgaben des Kieferorthopäden die „Spange“ an. In der nächsten Sitzung wird dann das Gerät eingegliedert. Es ist hinsichtlich seiner Wirkung veränderbar. In regelmäßigen Abständen (1 bis 2 Monate) wird die „Spange“ kontrolliert und dabei aktiviert. Die Zähne werden allmählich bewegt und wenn sie ihre endgültige Position erreicht haben wird die „Spange“ nicht weiter aktiviert, sondern nur noch zur Stabilisierung der neuen Situation genutzt. Nach einigen Monaten kann das Tragen der „Spange“ allmählich reduziert werden. Die Behandlungsmethode ist kostengünstig und in vielen Fällen erfolgreich. Ihr Nachteil ist die erforderliche Mitarbeit des kindlichen Patienten und der geringe Tragekomfort. Wer möchte schon 20 Stunden am Tag ein solches Gerät im Munde tragen? Wird die „Spange“ zu früh entfernt, weil ja die neue Position erreicht ist, kann es zu einem Rückfall kommen, das heißt, die Zähne wandern wieder die alte Lage zurück. Diese offensichtlichen Nachteile haben dann zur Entwicklung einer neuen Behandlungsmethode geführt.
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2. Behandlung mittels festsitzender Apparaturen (Multibandapparatur)
Diese Behandlungsmethode verzichtet auf die Herstellung eines herausnehmbaren, wenig komfortablen Gerätes im Labor. Stattdessen werden vom Kieferorthopäden einigermaßen mühevoll zuerst metallene Bänder um die Seitenzähne befestigt, dann so genannte Brackets (Schlösser) aus Edelstahl oder Keramik auf die Zähne aufgeklebt und schließlich ein Drahtbogen in die Schlösser eingelegt. Das alles ist für den Patienten nicht gerade einfach, hat aber verschiedene Vorteile. Zum einen kann die Bewegung der Zähne sehr viel genauer in alle Richtungen gesteuert werden, zum anderen verliert die Frage der Mitarbeit des Patienten an Bedeutung. Einmal begonnen, muss die Therapie bis zum Ende durchgehalten werden. Hinzu kommt die Notwendigkeit einer besonders intensiven Zahnpflege. Tatsächlich fördert die Apparatur die Belagbildung auf den Zähnen, was wiederum zu massiven Schäden an den Zahnhartsubstanzen führen kann. Nachteilig ist der unschöne Anblick der Apparatur, zumindest in der Vergangenheit. Heutzutage ist eine solche Behandlungsform in aller Regel kein Anlass für Klagen mehr. Ganz im Gegenteil, zuweilen wünschen unsere kleinen Patienten unnötigerweise sogar die Anwendung einer solchen Apparatur, weil sie dies für chic ansehen.
Hochmodern ist eine dritte Behandlungsmöglichkeit, nämlich die Stellungskorrektur durch das Tragen einer Serie von durchsichtigen Schienen. -
3. Behandlung mittels individuell hergestellter Kunststoffschienen
Diese Behandlung ist in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend bei leichten bis mittleren Fehlstellungen zum Einsatz gekommen. Nach Abformung des Kiefers und Modellherstellung erfolgen auf digitalem Wege eine Vermessung des Kiefers und schließlich die Konstruktion einer Serie von Schienen. Diese nahezu unsichtbaren Schienen üben einen sanften Druck auf die zu bewegenden Zähne aus. Wenn die Zähne nach dem Tragen der ersten Schiene ausreichend bewegt worden sind, wird eine neue Schiene unter Berücksichtigung der neuen Position eingesetzt. Der Vorgang wird so lange wiederholt, bis alle Zähne die richtige Position erreicht haben. Nun wird nicht weiter korrigiert, sondern nur noch stabilisiert. Also auch hier muss der Patient das Therapiemittel weiter tragen, obwohl eigentlich schon das Therapieziel erreicht wurde.
Allgemeine Hinweise
- Jede im Munde getragene Apparatur verschlechtert die Mundhygiene. Notwendig ist deshalb eine intensive Reinigung der Zähne, um einer verstärkten Kariesentwicklung vorzubeugen.
- Jede kieferorthopädische Therapie ist ein langwieriger Prozess. Das ist dem Patienten zu erklären, um seine Mitarbeit auch langfristig zu sichern.
- Regelmäßige zwischenzeitige Kontrollen des erreichten Behandlungsstandes durch den Kieferorthopäden sind erforderlich.
- Die Behandlungsdauer kann je nach Schweregrad von einigen Monaten bis zu einigen Jahren dauern.
- die Behandlungskosten werden bis zum 18.Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Danach muss der Patient die Behandlungskosten selber tragen.